Entstehung aus bürgerschaftlichem Engagement
Die Säule ist nicht nur ein Kunstwerk – sie ist Ausdruck gelebter Erinnerungskultur. Die Idee entstand 2019 aus der Mitte der Mühlhäuser Bürgerschaft. Getragen vom Freundeskreis Mühlhäuser Museen und dem Rotary Club Mühlhausen nahm das Projekt rasch Gestalt an. Schon im selben Jahr ermöglichte ein Benefizkonzert des Thüringer Bach Collegiums die Anfertigung eines ersten Modells durch den Künstler Timm Kregel.
Dank einer erfolgreichen Spendenkampagne mit über 210 Unterstützerinnen und Unterstützern aus ganz Deutschland konnte das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 250.000 Euro realisiert werden. Neben der Stadt Mühlhausen und dem Freistaat Thüringen trugen zahlreiche Partner zur Umsetzung bei – darunter die Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth GmbH & Co. KG, die TRACO Deutsche Travertin Werke, die Kunstgießerei Altglienicke in Berlin sowie der Statiker Dr. Josef Trabert.
Ein Meilenstein im „Jahr der Freiheit“
Mit der Dürer-Säule wurde ein 500 Jahre alter Entwurf erstmals Wirklichkeit – an einem der zentralen Schauplätze des Deutschen Bauernkriegs. Die Enthüllung wenige Wochen vor der Eröffnung der Thüringer Landesausstellung „Freiheyt 1525“ ist ein starkes Zeichen: für Erinnerung, für Kunst, für Freiheit.

Die Dürer-Säule auf dem Kornmarkt
Ein Monument zwischen Kunst und Geschichte – sieben Meter ragt sie empor, die Dürer-Säule vor dem Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche in Mühlhausen. Entstanden nach einem Entwurf Albrecht Dürers aus dem Jahr 1525, den der große Renaissance-Künstler im ersten auf Deutsch publizierten Lehrbuch der Mathematik veröffentlichte. Dieser erinnert an die dramatischen Ereignisse des Bauernkriegs und ist zugleich ein kraftvolles Symbol des bürgerschaftlichen Engagements im Gedenkjahr „500 Jahre Bauernkrieg“.
Ein Kunstwerk aus Symbolen
Die Säule besteht aus einer Vielzahl bäuerlicher Gegenstände, die übereinandergestapelt das Fundament bilden für die zentrale Figur: ein erschöpfter, in sich zusammengesunkener Bauer. Ob Butterfass, Milchkrug, Hühnerkorb oder das sogenannte „Bauern Werkzeug“ – jedes Element steht sinnbildlich für das, was die Bauern erwirtschafteten, womit sie arbeiteten und womit sie kämpften.
Die Bestandteile im Detail:
- schwerer Kasten mit Schloss
- umgestürzter Kessel
- Teller
- Butterfass mit Tülle
- Milchkrug
- Garbe mit dem „Bauern Werkzeug“
- Hühnerkorb
- Schmalztopf
Dürer komponierte daraus eine bildgewaltige Allegorie auf das Leben und Leiden der Landbevölkerung in einer Zeit des Aufbruchs und der Unterdrückung.
Kunsthistorische Deutungen und Diskurse
Die Deutung der „Bauernkriegssäule“ bleibt vielschichtig. Manche sehen in ihr ein Siegerdenkmal – vielleicht sogar eine ironische Brechung der bäuerlichen Niederlage. Andere erkennen in der Haltung des Bauern klare Anklänge an die christliche Ikonografie: die „Christus in der Rast“-Darstellung, Sinnbild für Verrat und Leid. Die Initiatoren des Projekts „Ein Dürer für Mühlhausen“ folgen mehrheitlich dieser zweiten Lesart – in der Gewissheit, dass gerade diese Ambivalenz den Diskurs fördert.